Unifotografin Julia Holtkötter

Sonntag 14.30 Uhr, Kleines Haus

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster fotografieren. Das war als Siegerin des Wettbewerbs „Uni-Fotograf“ des Kulturbüros der Westfälischen Wilhelms-Universität meine Aufgabe. Mir wurde schnell klar, dass es unmöglich ist, die ganze Hochschule mit all ihren Gebäuden, mit allen Tätigkeitsfeldern und in all ihren Facetten zu fotografieren – und das Ganze womöglich noch mit einem visuellen roten Faden! Ich sah nur eine Möglichkeit: Eine Klammer, die alles zusammenhält. Meine Idee war das Gegenteil dessen, was man vielleicht erwarten würde. Denn anstatt der noch nicht fotografierten Motive lichtete ich noch einmal bereits fotografierte ab. Dafür durchforstete ich zunächst das Uni-Fotoarchiv und traf meine Auswahl. Dann ging ich an Orte zurück, an denen vor vielen Jahren aus irgendeinem Grund schon einmal jemand ein Foto gemacht hat und machte an genau derselben Stelle wieder ein Foto. Dabei konzentrierte ich mich auf den Inhalt des alten Bildes und überlegte, wie diese Situation heute aussieht. Was hat sich seit damals verändert? Außer der Frisur manchmal nicht so viel. An anderen Stellen ist so viel passiert, dass die Orte von damals gar nicht mehr existieren. Im Zentrum für Informationsverarbeitung zum Beispiel stand Ende der 60er Jahre ein Computer, der wegen seiner Größe einen ganzen Raum ausfüllte. Heute ist dieser Raum Bestandteil eines schnöden Kellers.
So habe ich mich von Foto zu Foto gehangelt, die Universität erkundet und auf meine Art dokumentiert. Mir gefällt der Gedanke, dass ich mit meinen Füßen und der Kamera genau den Standort einnahm, den vor vielen Jahren schon einmal ein Fotograf benutzt hat. Und ich wünsche mir, dass meine Fußstapfen in 50 Jahren wieder der Ausgangpunkt für neue Fotos sein werden, weil jemand auf meine Bilder schaut und sie schrecklich unmodern findet – oder weil er eine Klammer braucht, um Geschichte und Gegenwart auf seine Weise festzuhalten.

Die Ausstellung wird am 31. Oktober 2010 bis zum 26. November 2010 zu sehen sein. Die Eröffnung findet am Freitag, den 05. November um 19 Uhr in der Johannisstraße vor dem Eingang der Studiobühne statt.

Auf dem Festival „Neue Wände“ wird ein kurzer Preview zu sehen sein und zwar im Kleinen Haus, nach der Präsentation des ersten Münster-Comics, die um 14:30 beginnt.

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